Psychologische Beratung bei Stress - Oder wie ist das mit dem Fühlen und Spüren?
Stress ist ein sehr häufiges Thema in meiner Beratungspraxis. Viele Menschen kommen zu mir, weil sie sich ausgelaugt, innerlich angetrieben und angespannt und insgesamt ruhelos fühlen. Auch Schlafprobleme und sogar Konflikte im engeren Umfeld können Auswirkungen von Stress sein. Und natürlich auch körperliche Reaktionen wie Herzklopfen, Zittern, Verdauungsprobleme und Muskelverspannungen.
Was ich zu Beginn einer Beratung wichtig finde ist, dass wir zuerst genau wahrnehmen, was da lost ist. Und zwar hier - und - jetzt. Stress kann unser Nervensystem so überlasten, dass wir nämlich gar nicht mehr richtig spüren, wie es uns gerade geht. Auch wenn es manchmal Ausnahmen von den belastenden Gefühlen und Gedanken gibt, können diese dann nicht mehr richtig wahrgenommen werden. Zu sehr lenkt der Stress die Aufmerksamkeit auf sich.
Interessant ist, dass fast alle Menschen wissen, wie sie sich stattdessen fühlen möchten. “Ich möchte endlich wieder innere Ruhe spüren” oder “Ich möchte morgens aufstehen können und entspannt in den Tag starten”. Und ich denke, dass genau bei solchen Bedürfnissen auch erste Lösungsansätze gefunden werden können. Ich denke, dass es sich lohnt, sich vom Stress auch zeigen zu lassen, was eigentlich vermisst wird, welche Bedürfnisse in allem Trubel doch sehr konkret hörbar werden, wenn wir nur hinhören und vor allem auch hinspüren. Möchte der Atem mal tiefer werden? Möchten die Hände mal ruhig da sein? Möchten die Augen sich mal für einen Moment schliessen? Das scheinen Kleinigkeiten zu sein aber wenn wir sie bewusst im Beratungsprozess betrachten, dann lassen sie vielleicht wieder kleine Momente von Ruhe, Entspannung und Wohlbefinden spüren. Wieder bei sich ankommen, sich wahrnehmen und den eigenen inneren Energiefluss fühlen.
Ich lege meinen Klienten und Klientinnen immer wieder ans Herz: Sprecht über eure Gefühle, Gedanken, Eindrücke. Teilt euch mit und vor allem: Teilt eure Bedürfnisse mit! Denn viel zu oft ist das unangenehmste am Stress, dass wir das Gefühl bekommen, die eigenen Bedürfnisse kommen zu kurz. Dafür gäbe es keinen Raum, keine Zeit. Ich weiss, es klingt streng und auch etwas Klischeehaft. Aber Gefühle wollen und sollen gespürt werden. Und der Moment, in dem wir spüren, jetzt bin ich gestresst oder eben ZU gestresst, kann schon der erste Türöffner sein, um den Weg hinaus aus dem Teufelskreis zu finden.
Also: Höre auf dein Gefühl, deinen Körper, deine Gedanken. Begegne dir wieder und frage danach, was du eigentlich gerade brauchst. Es lohnt sich!
